Chronologie der Verfolgung

Antijüdische Bestimmungen (Auswahl)

1938

15. März 1938: Vereidigung öffentlicher Beamter auf den „Führer“. Jüdische Beamte werden nicht vereidigt und sind ab diesem Zeitpunkt von ihren Positionen enthoben.


31. März 1938: Berufsverbot für jüdische Anwälte und Richter


26. April 1938: Verordnung über die Anmeldung jüdischen Vermögens über 5.000 Reichsmark


29. April: Ausschluss jüdischer Schülerinnen und Schüler aus Wiener Gymnasien


16. Mai: Ausschluss jüdischer Schülerinnen und Schüler aus Pflichtschulen in Wien


18. Mai: Gründung der Vermögensverkehrsstelle in Wien


20. Mai 1938: Einführung der „Nürnberger Rassegesetze“ in Österreich


24. Juni 1938: Polizeiliche Verordnung über das Betretungsverbot von Parkanlagen


6. Juli 1938: Verbot Trachten zu tragen


30. September 1938: Berufsverbot für jüdische Ärztinnen und Ärzte


5. Oktober 1938: Kennzeichnung der Pässe von Jüdinnen und Juden mit einem "J"


11. November 1938: Verbot Waffen zu besitzen


12. November 1938: Verordnung zur Wiederherstellung des Straßenbildes – Verpflichtung zur Behebung der Schäden des "Novemberpogroms"


12. November 1938: Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben


12. November 1938: Verbot des Besuchs von Theatern, Kinos, Konzerten und Ausstellungen


12. November 1938: Auferlegung eine „Sühneleistung“


16. November 1938: Verbot Uniformen zu tragen


29. November 1938: Verbot Brieftauben zu halten


3. Dezember 1938: Einziehung der Führerscheine und Kraftwagenzulassungen


21. Dezember 1938: Ausschluss aus dem Hebammenberuf


1939

1. Januar 1939: Verpflichtung zur Annahme der Zusatznamen (Sara und Israel) und des Tragens einer jüdischen Kennkarte


21. Februar 1939: Ablieferung von Gegenständen aus Gold, Platin, Silber, Edelsteine und Perlen


30. April 1939: Einschränkung des Mieterschutzes für Juden


1. September 1939: Kriegsbeginn und Ausgehverbot ab 8 Uhr abends (Sommer ab 9 Uhr)

20. September 1939: Verbot über den Besitz Rundfunkempfängern (Radiogeräten)


24. Oktober 1939: Ausschluss aus der Freiwilligen Feuerwehr


1. Dezember 1939: Keine Lebensmittel-Sonderrationen an Fleisch und Butter sowie keinen Kakao und Reis


1940

23. Januar 1940: Entzug der Reichskleiderkarte (Kleider und Schuhe)


5. März 1940: Verbot zum Blutspenden


11. März 1940: Kennzeichnung der Lebensmittelkarten für Juden. Verbot zum Kauf nicht rationierter Lebensmittel wie Hühner und Fische


8. April 1940: Ausschluss von "Mischlinge 1. Grades" und Ehemännern von Jüdinnen oder "Mischlingen 1. Grades" aus der Wehrmacht


10. April 1940: Entlassungssperre für jüdische KZ-Häftlinge für die Dauer des Krieges


13. April 1940: Ausschluss aus privaten Krankenversicherungen


29. Juli 1940: Verbot von Telefonanschlüssen


10. September 1940: Aufhebung des Mieterschutzes


7. Oktober 1940: Verbot der Benutzung der Luftschutzräume zusammen mit "ArierInnen"


25. Oktober 1940: Beschränkung der Zulassung von "Mischlingen 1. Grades" zum Hochschulstudium


1941

1. Juni 1941: Jeder Wohnungswechsel innerhalb der Stadt Wien muss von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ genehmigt werden.


26. Juni 1941: Schlechterstellung bei der Seifenversorgung


7. August 1941: Weitere Einschränkung der Lebensmittelzuteilung


7. August 1941: Auswanderungsverbot von wehrfähigen Männer im Alter von 18 bis 45


1. September 1941: Kennzeichnungspflicht mit einem "Judenstern" ab 19. September 1941


30. September 1941: Beerdigungsverbot für "nichtarische" ChristInnen auf christlichen Friedhöfen in Wien


3. Oktober 1941: Allgemeine Verpflichtung zur Zwangsarbeit für Juden im gesamten Deutschen Reich


23. Oktober 1941: Auswanderungsverbot von Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich


24. Oktober 1941: Verbot des freundschaftlichen Kontakts zwischen "Ariern" und Juden


31. Oktober 1941: Gesetzliche Regelung der Zwangsarbeit von Jüdinnen und Juden


13. November 1941: Verpflichtende Ablieferung von Schreibmaschinen, Rechenmaschinen, Vervielfältigungsapparaten, Fahrrädern, Fotoapparaten und Ferngläsern


14. November 1941: Verbot zum Verkauf von Büchern


25. November 1941: Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit für ausgewanderte oder deportierte Jüdinnen und Juden (XI. Verordnung zum Reichsbürgergesetz), deren Besitz fiel dem Deutschen Reich zu


12. Dezember 1941: Verbot der Benutzung öffentlicher Fernsprechzellen


1942

5. Januar 1942: Ablieferung von Pelz- und Wollsachen sowie Skier, Ski- und Bergschuhe


14. Februar 1942: Backwaren und Kuchenverbot


15. Februar 1942: Verbot Haustiere zu halten.


17. Februar 1942: Bezugsverbot für Zeitungen und Zeitschriften – ausgenommen Jüdisches Nachrichtenblatt


3. März 1942: Heiratsverbot von "Mischlingen 1. Grades" und "ArierInnen" auf Kriegsdauer


13. März 1942: Kennzeichnungspflicht der Wohnungen mit einem "Judenstern" an der Eingangstür.


24. März 1942: Verbot der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ohne polizeiliche Genehmigung


10. 5. 1942: Verbot außerehelicher Beziehungen von "Mischlingen 1. Grades" zu "Arierinnen"


12. Mai 1942: "arische" FriseurInnen dürfen Jüdinnen und Juden nicht bedienen


11. Juni 1942: Ausschluss vom Bezug von Tabakwaren


12. Juni 1942: Kennzeichnungspflicht mit dem „Judenstern“ am Arbeitsplatz


12. Juni 1942: Ablieferungspflicht aller elektrischen Geräte


22. Juni 1942: Ausschluss vom Bezug von Eiern


1. Juli 1942: Unterrichtsverbot jüdischer Kinder und Schließung aller jüdischen Schulen


2. Juli 1942: Aufnahmeverbot "Mischlingen 1. Grades" an Haupt- und Mittelschulen und höheren Schulen


10. Juli 1942: Ausschluss vom Bezug von Frischmilch


30. Juli 1942: Verpflichtende Ablieferung jüdischer Kultgegenstände aus Edelmetall


7. August 1942: Verbot der Verwendung von Titeln und Berufsbezeichnungen im amtlichen Schriftverkehr


1. November 1942: Auflösung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Umwandlung in den „Ältestenrat der Juden in Wien“


1943

8. April 1943: Einschränkung von Postsendung an Jüdinnen und Juden im Ghetto Theresienstadt


1944

16. November 1944: Anordnung zur Zwangsarbeit bei der Organisation Todt (OT) für "Mischlinge 1. Grades" und "arische" Ehepartner von Jüdinnen

Nach: Joseph Walk (Hg.), Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat. Eine Sammlung der gesetzlichen Maßnahmen und Richtlinien – Inhalt und Bedeutung, Heidelberg 1981.