Im vorliegenden Buch wurde der siebenjährige Prozess der Zerstörung der Wiener jüdischen Gemeinde und der Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung anhand von Archivdokumenten, Fotos und autobiographischen Quellen der Verfolgten dargestellt. Dieser Prozess fand nicht in einem Vakuum statt, sondern auf den Straßen und in den Gebäuden Wiens. Ebenso waren die VerfolgerInnen mehrheitlich WienerInnen. Akte der Verfolgung waren in allen Teilen der Stadt präsent. Dennoch gab es einzelne Stadtteile, die von bestimmten Verfolgungshandlungen stärker betroffen waren als andere – entweder weil dort viele Jüdinnen und Juden lebten, oder weil sich dort Ämter, Organisationen und Unternehmen befanden, die für das Schicksal der Verfolgten wichtig waren. Aber nicht nur die Verfolgung manifestierte sich in bestimmten Regionen der Stadt, sondern auch Orte der Zuflucht und des Überlebens. Liest man autobiographische Texte, Briefe und Tagebucheinträge von Opfern oder auch Aufzeichnungen und Berichte der jüdischen Gemeinde, erschließt sich eine Fülle an persönlichen Erinnerungsorten, die sich häufig in bestimmten Teilen der Stadt verdichten. Daher haben wir einzelne Aspekte der Verfolgungs- und Überlebensgeschichte an exemplarischen Orten festgemacht. Dabei ist es ein zentrales Anliegen dieses Buches, die Erinnerungen der verfolgten Jüdinnen und Juden anhand dieser zum Teil weitgehend vergessenen Orte neu ins Wiener Stadtbild einzuschreiben.