Odyssee jüdischer Heimkinder


Die meisten jüdischen Kinder- und Jugendheime wurden im Laufe der Jahre 1938/1939 sukzessive geschlossen. Einige wandelte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in dringend benötigte Altersheime um, da sie hoffte, Kindern und Jugendlichen rasch Auswanderungsmöglichkeiten beschaffen zu können. Manche Jugendheime musste die IKG auf Betreiben der NS-Behörden verkaufen.

Anfang 1939 legte die Stadt Wien alle Vormundschaften über jüdische Kinder zurück und wies sie aus den städtischen Kinderheimen aus. Ein Teil der Kinder wurde den Eltern übergeben, die anderen musste die Kultusgemeinde in ihren Heimen unterbringen. Die Jugendfürsorgerin der IKG, Franziska (Franzi) Löw übernahm die Vormundschaft von außerehelichen jüdischen Kindern, die aus der Obsorge der Stadt Wien entlassen worden waren. Sie besuchte diese Kinder regelmäßig in den Heimen und versorgte sie mit Kleidern und Lebensmitteln. Auch später waren die wenigen verbliebenen Heime nicht vor Räumungsbefehlen gefeit, so dass die Kinder immer wieder von einem Gebäude ins nächste, meist schlechtere übersiedeln mussten. Das jüdische Kinderheim in 2., Mohapelgasse 3 (heute: Tempelgasse 3) war schließlich das einzige Heim, das bis Kriegsende bestehen konnte.

Jüdische Kinder– und Waisenheime

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A / 2., Aspernbrückengasse 1: Kindertagesheimstätte: 1935–November 1938
B / 20., Denisgasse 33: Kindertagesheimstätte: November 1938–November 1939
C / 2., Untere Augartenstraße 35: Kleinkinderheim: 1939–1942
D / 2., Malzgasse 7: Dr. Krüger-Heim für Lehrmädchen: 1897–1939
E / 19., Ruthgasse 21 (Zumbuschgasse): Israelitisches Mädchen-Waisenhaus: 1891–1939
F / 19., Bauernfeldgasse 40: Charlotte Merores-Itzeles Mädchenwaisenhaus: 1904–1939,
       Waisenhauses für jüdische Knaben und Mädchen: November 1939–1940
G / 19., Probusgasse 2: Israelitisches Knaben-Waisenhaus: 1910–1939
H / 9., Grünentorgasse 26: Lehrlingsheim für Knaben: 1890–1942
I / 2., Tempelgasse 3 (Mohapelgasse): Tagesheimstätte November 1939 bis Kriegsende,
       Jugendheim: 1940–August 1942, Kinderheim: August 1942 bis Kriegsende
J / 2., Haasgasse 10: Mädchenheim Haasgasse: 1941–1942

Nicht abgebildet:
2., Böcklinstraße 59: Lele–Bondi–Heim für Mädchen: 1928–1941
13., Auhofstraße 222: Kinderheim des Wiener Frauenvereins: 1921–1938
15., Goldschlagstraße 84: Springer’sches Knabenwaisenhaus: 1890–1939

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